Die deutsche Friedensbewegung ist auf unangenehme Weise sehr selbstfixiert. Immer will sie anderen vorschreiben, wie sie sich gegen Aggressoren zu verteidigen haben und wann sie die Waffen strecken sollen. Konsequente Vertreter dieses deutschen Pazifismus verklären auch den Krieg gegen das Dritte Reich als Ungerechtigkeit gegen die Deutschen, ebnen den Unterschied zwischen den Nazis und den Alliierten ein und sprechen z. B. vom „Bombenholocaust“. Weniger konsequente Friedensaktivisten verlegen sich auf andere Konflikte, z. B. den Nahostkonflikt oder den Ukraine-Krieg, an denen sie ihre Ressentiments austoben können. Unterschiede zwischen demokratischen Staaten und antisemitischen Terrororganisationen werden verwischt, rechte und liberale Politiker mit autoritären Machthabern gleichgesetzt, zivile Kriegsopfer unmittelbar als Beweis für genozidale Absichten herangezogen. Der Vorwurf des Faschismus sitzt sehr locker und dient überwiegend nur dazu, Leute für die eigene Sache zu gewinnen und eine Notwehr-Situation zu beschwören, in der alles erlaubt ist. Es entwertet ihn dort, wo es wirklich um Faschismus geht.

Gerne beziehen sich hiesige Friedensaktivisten auf Carl von Ossietzky, den Friedensnobelpreisträger. Seinen Pazifismus, der dem 1. Weltkrieg und der deutschen Politik galt, konnte er auf den 2. Weltkrieg nicht mehr anwenden. Er wurde von den Nazis zu Tode geschunden. Ob er den Krieg gegen das Dritte Reich je abgelehnt hätte, wissen wir nicht. Die Unterstützer der Nobelpreis-Kampagne haben es jedenfalls nicht getan. Es ist eine erstaunliche Verdrängungsleistung des deutschen Pazifismus, selbstvergessen „Frieden schaffen ohne Waffen“ zu rufen, während die europäische Nachkriegsordnung nicht trotz, sondern durch Waffen entschieden wurde.

Der blinde Ruf nach Frieden durchbricht nicht die Logik des Krieges, sondern streicht nur eine Partei aus der Gleichung, die es sich dann entweder im Himmel oder in der Hölle auf Erden bequem machen darf.

Deshalb: Aufklärung statt falschen Frieden – gegen den Pazifismus auf Kosten anderer!