Gerade in Zeiten der Corona-Pandemie hat politische Bildung für Studierende einen schweren Stand. Obwohl man zugestehen muss, dass sich das Angebot von frei zugänglichen Online-Veranstaltungen im letzten Jahr stark erweitert hat und es nicht an Möglichkeiten mangelt, sich täglich Vorträge und Diskussionen zu unterschiedlichen gesellschaftlichen und politischen Themen anzusehen, ist es schwieriger geworden, in einen kritischen Austausch zu treten. Politische, gesellschaftstheoretische, ästhetische Bildung und Meinungsbildung lebt davon, anderen zuzuhören, Kritik zu äußern und miteinander über verschiedene Themen zu diskutieren. Das benötigt vor allem Zeit und den Zugang zu ebendiesen Diskussionen.
Wir sehen die Universität nicht bloß als den Ort, wo jede Person ihren partikularen Interessen nachgeht; wo es nur darum geht, sich bestimmte formale Kenntnisse, Methoden oder einen sogenannten „Stoff“ anzueignen zum Zweck des bestmöglichen Verkaufs der eigenen Arbeitskraft auf dem späteren Berufsmarkt. Wir sehen sie auch nicht als den Ort, an dem bestimmte vermeintliche oder tatsächliche Autoritäten ihre Kenntnisse preisgeben, die dann von Studierenden kritik- und widerspruchsfrei hingenommen werden sollen. Stattdessen fassen wir Universität als den Ort, an dem Bildung erst einmal Selbstzweck ist. Und zu dieser Bildung gehört nicht bloß die Beschäftigung mit dem eigenen Fach, sondern ebenfalls die Befähigung zur eigenständigen und kritischen Beurteilung politischer und gesellschaftlicher Herrschaftsstrukturen.
In Form regelmäßiger, kostenloser und frei zugänglicher Podiumsdiskussionen, Vorträge, Workshops, aber auch Filmabende und Lesungen zu sehr unterschiedlichen Themen möchten wir allen Studierenden die Möglichkeit bieten, sich eben diesen gesellschaftlichen und politischen Verhältnissen – nicht nur in Oldenburg oder Deutschland, sondern auch global – kritisch zuzuwenden. Die Beförderung politischer Mündigkeit betrachten wir als ein Kernanliegen linker Hochschulpolitik.