Ich bin Jooris Mettler, 26 Jahre alt und studiere seit dem Sommersemester 2018 an der Uni Oldenburg Philosophie, Physik und Engineering Physics. Bereits 2019/20 war ich unter dem Mandat der Linken Liste im Vorstand des AStA der Uni Oldenburg sowie seit 2019 durchgehend als Abgeordneter im Studierendenparlament tätig.
In meinem Erststudium im Fachbereich Mechatronik an der Hochschule Pforzheim (Baden-Württemberg) wurde mir bereits vor Augen geführt, was die Folgen der Beschneidung der Autonomie von Studierenden sein können. Die Hochschulgesetzgebung verhindert dort die demokratische Willensbildung in der verfassten Studierendenschaft und degradiert diese zur kosteneffizienten Hilfsverwaltung. Gleichzeitig unterbindet die Gesetzgebung politische Auseinandersetzungen und demokratische Strukturen an Hochschulen weitgehend. Das Resultat ist unter anderem eine straffe Top-Down Hierarchie, unter deren Diktat die Studierenden in überwiegend verschulten Modulen in Regelstudienzeit zum Abschluss gepeitscht werden, um anschließend als frische Patronen, in die Worthülse der gut ausgebildeten Fachkraft gestopft, in der kapitalistischen Maschinerie verfeuert zu werden, sowie die Implosion universitärer Räume der Reflexion und Kritik universitärer und gesamtgesellschaftlicher Ideologieproduktion.
In Niedersachsen ist die Lage noch etwas erträglicher, aber zunehmend sehr bedroht. Während viele konservative und marktliberale Kräfte die vollständige Verwandlung der Universitäten in Fabriken zur Produktion von Humankapital herbeisehnen, und zu oft bereits erfolgreich waren: Anwesenheitspflichten, Ausbau der Pflichtmodule, Ausbau von LfbA-Stellen, Ausweitung von Drittmittelprojekten u. v. a., entzieht der gesellschaftliche Diskurs der Postmoderne den Hochschulen im Allgemeinen das ideologische Fundament von Wissen und Wahrheit und erweist sich als erstklassige Schützenhilfe.
Den konkreten Ausformulierungen dieses neuen, oder auch gar nicht so neuen, antiuniversitären Trends tritt die Linke Liste immer wieder entschieden entgegen. Ich möchte in der kommenden Legislatur gerne weiterhin meinen Beitrag gegen die Verschulung der Lehre, Anwesenheitspflichten, Prekariat von universitärem Mittelbau und Studierenden sowie für eine moderne, nachhaltige und interdisziplinäre Universität leisten. Das Studium soll von uns getrieben werden, nicht wir vom Studium!